An der Kander mit ihrem Wildbachcharakter und dem hohen Geschiebetrieb war bereits in früheren Jahrhunderten der Hochwasserschutz ein wichtiges Anliegen. Mit dem Kander-durchstich von 1714 durch den Strättlighügel in den Thunersee und den ab 1899 folgenden Korrektionsprojekten auf ein klar normiertes Trapezprofil mit über 40 sohlenstabilisierenden Querbauwerken konnte die Hochwassergefahr im Kandertal erfolgreich gebannt und unter anderem eine sichere Bahnverbindung auf der Lötschberglinie ermöglicht werden.
Als Folge ging der ursprüngliche Flusslebensraum mit seinen begleitenden Auen verloren oder wurde stark beeinträchtigt, die Fischwanderung wurde unterbrochen und die See-forelle des Thunersees wurde zur bedrohten Art. Eine andere Folge dieser Einengungen ist die Eintiefung des Flusses, welche zunehmend die bestehenden Schutzbauten gefährdet.
Die Häufung von intensiven Hochwasserereignissen in der Neuzeit brachte das System «Kander.1900» an die Grenzen der hydraulischen Kapazität und seiner Belastbarkeit. Zudem werden die heutigen Anforderungen der Wasserbau-, der Gewässer- und Natur-schutz- sowie der Fischereigesetzgebung nicht erfüllt. Gleichzeitig sind die Bedürfnisse der Bevölkerung an die Naherholungsräume in Flussnähe stark gestiegen.
Damit für die Kander wieder ein langfristig tragfähiges System erreicht werden kann, wurde im Jahre 2005 ein Prozess zur Erarbeitung einer entsprechenden, gemeindeübergreifenden Gesamtschau initiiert: Das Projekt «Kander.2050».
1714 Kanderdurchstich mit Folgen
(Bildquelle: technischer Bericht Gewässerentwicklungskonzept Kander)